
Schwangerschaftsübelkeit
Die Übelkeit und das Erbrechen in der Frühschwangerschaft sind nicht selten. Häufig ist diese Symptomatik schon ein Anzeichen für eine bestehende Schwangerschaft. Die Ausprägung kann von leichter Übelkeit bis zu mehrfachen Erbrechen (Hyperemesis Gravidarum) sehr unterschiedlich sein.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Ursache beim sehr schnellen Anstieg des Schwangerschaftshormones Beta-HCG liegt. Zu Beginn der Schwangerschaft steigt dieser Wert täglich. Teilweise verdoppelt er sich und erreicht etwa zur 10 – 12 Schwangerschaft seinen Höhepunkt. Danach fällt der Wert langsam wieder ab.
Ein anatomischer Teil des Babys produziert dieses Hormon, welches dafür sorgt, dass im Eierstock der Gelbkörper (Corpus luteum) erhalten bleibt. Dieser wiederum produziert schwangerschaftsunterstützend das Hormon Progesteron, welches die Schleimhaut der Gebärmutter kraftvoll aufbaut, damit das Baby einen sicheren Einnistungsplatz hat.
Ab etwa 16 SSW übernimmt diese Leistung die voll ausgereifte Plazenta und somit hat das Hormon Beta HCG nicht mehr so viel Bedeutung und die Produktion sinkt.
Mit leichter Übelkeit, lässt es sich sicher gut umgehen. Nimmt die Intensität jedoch zu, kann je nach Ausprägung, der Alltag schon sehr beeinträchtigend sein. In Kombination mit anderen „klassischen“ Schwangerschaftssymptomen durchaus auch extrem anstrengend sein.
Aus meiner Erfahrung, haben Frauen mit dem Keim „Helicobacter pylori“ häufig ausgeprägtere Symptome. Helicobacter pylori ist ein Bakterium, der sich im Magen-Darm-Trakt ansiedeln kann und das Milieu verändert. Häufig ist dieses Bakterium Ursache für chronische Magen-Schleimhaut-Entzündungen.
Den Helicobacter pylori in der Schwangerschaft zu eliminieren macht keinen Sinn. Aber ich fand es immer sehr hilfreich zu wissen, warum die eine oder andere Schwangere eine so ausgeprägte Symptomatik der Hyperemesis hat. Die Schwangere kann sich dann auch nach der Geburt darum kümmern, diesen Mitbewohner auf naturheilkundliche Weise wieder los zu werden. Das Wissen, um diesen Mitbewohner macht für mich, als naturheilkundlichen Therapeuten die Therapie der Hyperemesis einfacher. Sollte eine ausgeprägte Form der Übelkeit vorhanden sein, ist es sinnvoll, einen Arzt oder Heilpraktiker hinzuzuziehen, um per Blutanalyse, Atemtest oder Stuhlprobe den Helicobacter pylori zu diagnostizieren und eine entsprechende Therapie in Zusammenarbeit mit Deiner Hebamme anzustreben.
Manchmal sind es auch einfach nur niedrige Blutzuckerspiegel, die die Übelkeit verursachen. Du hast die Möglichkeit Deinen Blutzucker in einer Apotheke, bei Deiner Hebamme oder Arzt, oder einem Heilpraktiker überprüfen zu lassen. Dann gilt es einfach nur mit dem Blutzucker nicht zu weit abzufallen. Hier empfiehlt es sich, Dich fachlich beraten zu lassen.
Diese Dinge können Dir helfen die Symptome der Übelkeit zu lindern und bestenfalls zu eliminieren:
Besonders wichtig ist es, ganz individuell zu schauen, welche Nahrungsmittel Dir gut tun. Generell kann man aber sagen, dass sich diese im frischen und gesunden Bereich bewegen. Es kann sein,
dass bestimmte Gerüche (wie z.B. Parfüm) die Symptome auslösen, oder verstärken. Dann ist es wichtig diese Gerüche (wenn es geht, zu vermeiden). Es
kann auch sein, dass Auto fahren, Stress oder eine bestimmte Tageszeit (häufig am Morgen), die Symptome auslösen oder verstärken. Versuche die Dinge
zu vermeiden. Wenn eine bestimmte Tageszeit der Auslöser ist, versuche eine Kleinigkeit zu essen und Ruhe in diesen Moment zu bekommen. Versuche die Augen zu schließen und Dich auf Deine Atmung
zu konzentrieren. Eine Tasse Minztee (v.a. die Nanaminze) oder Ingwertee hilft gut.
Generell sollte Deine Ernährung leicht, frisch und warm sein. Wenn Du warme Nahrungsmittel zu Dir nimmst, kann der Körper diese besser aufnehmen und Deine Magenschleimhaut reagiert nicht ganz so
empfindlich. Gut sind hier auch Eintöpfe oder Suppen und warum auch nicht auch zum Frühstück? Als Gemüsesorten eignen sich gut Karotten, Fenchel, Kartoffel, Kürbis, Süßkartoffel, am besten
ergänzend mit frischen Kräutern. Kräuter wirken wunderbar besänftigend auf die Magenschleimhaut und haben nebenbei auch viele Heilwirkungen.
Wenn Du keine Suppe oder Eintopf zum Frühstück essen magst, eignen sich Frühstücksbreie hervorragend. Inzwischen gibt es in allen Supermärkten eine Reihe von gut sortierten Frühstücksbreien. Ich
persönlich würde gerade in der Schwangerschaft immer darauf achten Bioland- oder Demeter Qualität zu kaufen. Das sind sehr anspruchsvolle Sigel, die absolute Bioqualität garantieren. Diese gibt
es auch schon in Drogeriemärkten wie DM. Du kannst Dir aber auch gerne selber Deinen Brei herstellen. Du kannst Dir einen warmen Hirsebrei machen und mit getrockneten oder frischen Früchten
ergänzen, oder Haferschleim, oder welches Getreide auch immer Du gerne magst, kochen und mit Früchten ergänzen. Du wirst sehen, dass schon die
Aufnahme von wärmendem gut verdaulichem Essen, Dir deutliche Linderung verschafft.
Wenn Deine Übelkeit Dich sehr beeinträchtigt, lass Dich von Deinem Gynäkologen krank schreiben. Es nützt niemandem etwas, wenn Du „eine tolle, fleißige Mitarbeiterin“ bist, der es aber eigentlich
nicht gut geht! Nutz die Krankschreibung und ruhe Dich aus! Ruhe und Entspannung sind immer noch die besten Hilfen.
Manchmal hilft es, mit bestimmten Aromaölfläschchen den Alltag zu meistern. Ein kleines Fläschchen Zitrone, Limette, Neroli, Mandarine, Orange, Pampelmuse, Lavendel oder Pfefferminz als Riechfäschen oder dezent in einer Duftlampe.
Versuche im Alltag Minzkaugummis (ohne Aspartam oder Zucker)und Ingwer zu kauen. Manchen hilft ein Glas Milch. Hier würde ich immer Pflanzenmilch wie Hafer-, Mandel-, Reismilch oder ähnliches
bevorzugen.
Ich empfehle Frauen mit ausgeprägter Symptomatik gerne ein Vitamin B-Komplex mit zusätzlichem aktiviertem Vitamin B6 (Pyridoxal-5-phosphat (P-5-P). Hier ist es extrem wichtig, immer Präparate zu
wählen, die aus Pflanzenstoffen hergestellt werden. Nährstoffe aus Pflanzenpäparaten werden immer viel besser vom Körper aufgenommen, als chemisch hergestellte Produkte. Vitamin B6 hat eine regulierende Wirkung auf überschießende Hormone und kann somit das Beta-HCG und Progesteron positiv beeinflussen. Bitte bespreche diese
Vorgehen aber immer mit einem qualifizierten Therapeuten.
Viele Hebammen bieten inzwischen auch Akupunktur/Akupressur oder Fußreflexzonenmassage an. Hier kann das gezielte Bearbeiten verschiedener Punkte und Meridiane Ruhe in den Magen-Darm-Trakt bringen.
Auch die Homöopathie kann Dir helfen. Schau, ob Du eine Hebamme findest, die sich homöopathisch auskennt. Auch kannst Du Kontakt mit einem Heilpraktiker aufnehmen, welcher sich in der Homöopathie spezialisiert hat. Wenn Du es erst einmal alleine probieren möchtest wähle Nux Vomica C30 wenn Du v.a. unter morgendlicher Übelkeit leidest, Ipecacuanha C30 wenn die Übelkeit kombiniert ist mit Erbrechen, Sepia C30 wenn v.a. Gerüche die Übelkeit auslösen, Pulsatilla C30 wenn die Übelkeit eher in den Nachmittags-, bzw. Abendstunden dominiert.
Gentiana Magenglobuli oder Bitterstoffe ohne Alkohol jeweils vor dem Essen, können die Magenschleimhaut positiv unterstützen.
Mach Dir keine Sorgen, wenn Du etwas abnehmen solltest während dieser Phase! Häufig folgt dann eine Phase des absoluten Wohlbefindens und dann wird sich Dein Körper schon zurückholen, was ihm gefehlt hat. Aber es ist immer ratsam, sich von einer Hebamme betreuen zu lassen! Leider werden „klassische“ Schwangerschaftsbeschwerden häufig als natürliche Begleiter angesehen und wenig unternommen. Mit einer Hebamme an Deiner Seite, hast Du immer einen tollen Ansprechpartner. Sie kann Dir helfen und beurteilen, ob das Maß Deiner Symptome vielleicht doch auch schulmedizinisch unterstützt werden sollte – weil manchmal geht es einfach nicht anders.
Bei stärkerer Übelkeit und wenig positiver Veränderung trotz aller Maßnahmen, sollten unbedingt einige Laborparameter überprüft werden. Dies kann durch die Hebamme, Gynäkologen, Hausarzt oder Heilpraktiker erfolgen. Leider ist es häufig so, dass Ärzte nicht sehr großzügig sind bei Laborkontrollen. Hier solltet Ihr aber darauf bestehen! Bevor schulmedizinische/chemische Medikamente zum Einsatz kommen – die doch auch erhebliche Nebenwirkungen haben können (wie Vomex), sollten vorher doch biochemische Ursachen ausgeschlossen werden.
Ein extrem niedriger Eisenspiegel kann nach meiner Erfahrung starke Übelkeit verursachen. Der Laborparameter Ferritin zeigt den Speicher des Eisens an und ist der aussagekräftigste Parameter in Bezug auf Eisen. In ärztlichen Praxen wird häufig „nur“ der HB-Wert aus dem kleinen Blutbild zur Aussage heran gezogen. Aber ein niedriger HB- Wert steht nicht ausschließlich für Eisen! Besteht auf den Ferritinwert und lasst Euch von Eurer Hebamme bzw. Therapeuten beraten, wie Ihr diesen auffüllen könnt!
Auch die Schilddrüse kann eine entscheidende Rolle spielen, bei extremer Schwangerschaftsübelkeit. Häufig wird hier nur das TSH gemessen. Dieses Hormon wird im Hypophysenvorderlappen gebildet und
reguliert die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone.
Aber!!! Wenn sich keiner die Schilddrüsenhormone selber fT3 und fT4 anschaut, kann auch keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Schilddrüse selber auch auf den Impuls des TSH anspricht.
Also lass auch Deine Schilddrüsenwerte überprüfen und lass Dich ggf. an einen fundierten Therapeuten weiterverweisen, damit die Schilddrüse optimal eingestellt wird. Hier kann die Naturheilkunde
schöne Unterstützung liefern.
Ganz selten nimmt die Übelkeit und das Erbrechen doch stärkere Ausmaße an. Dann ist es manchmal unumgänglich den Flüssigkeitsverlust während eines stationären Krankenhausaufenthaltes auszugleichen und das Erbrechen mit stärkeren Medikamenten zu behandeln. Aber meistens lässt es sich doch wunderbar mit naturheilkundlichen Maßnahmen behandeln. Ein Versuch ist es immer Wert!